Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen.

Buch der Sprüche 31,8 – Monatsspruch Mai 2021

In der Bibel gilt jemand als „weise“, wenn sie oder er etwas richtig und meisterhaft tun kann. Vor allem aber zeigt sich die Weisheit in der Fähigkeit, zu erkennen, wie Ursachen und Wirkungen im eigenen Leben und im Zusammenleben der Menschen zusammenhängen, und wie man das eigene Leben und das der Gemeinschaft gestalten soll. Letztlich geht es bei Weisheit darum, zu erkennen, wie Welt und Leben eigentlich geordnet sind und wie der Mensch sich diesen Ordnungen am besten einzufügen hat – zum eigenen Wohl und zum Wohl aller.

Für die Menschen der Bibel stand seit jeher fest: Alle Weisheit kommt letztlich von Gott. Gott ernst zu nehmen ist der Anfang aller Weisheit.

Wie weise, wie richtig und meisterhaft sind wir als Gesellschaft, als Einzelne, als Kirche und Gemeinde bisher durch die Zeiten der andauernden Pandemie gekommen? Haben wir Gott darin ernst genommen?

Die Antworten auf diese Fragen fallen fast zwangsläufig sehr unterschiedlich aus. Die Pandemie beschreibt einen langen Lernweg, der noch nicht abgeschlossen ist. Medizinische, naturwissenschaftliche und gesellschaftswissenschaftliche Erkenntnisse bestimmen den Alltag, konkurrieren dabei aber immer auch mit politischen Erwägungen über das Durchsetzbare – und auch mit dem von jeglicher Objektivität abgehobenen Empfinden bis hin zu abstrusen Verschwörungstheorien.

Ich glaube, es tut uns in diesen schwierigen Zeiten gut, auf die Stimme der über zweitausend Jahre alten biblischen Weisheit zu hören, denn daraus kann immer noch reichlich Erkenntnis fließen.

Richtschnur im Verhalten und im Hören auf Gottes Wort ist: Eintreten für die, die keine Stimme haben, deren Recht bei aller Schwachheit leicht vergessen wird, zum eigenen Wohl und zum Wohl aller.

Das heißt für uns in unserem Land, sich um die zu sorgen, deren Situation durch die Auswirkungen der Pandemie noch schwieriger geworden ist: Alleinerziehende, Kinder, Einsame, Menschen in prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen.

Das heißt mit Blick auf die Welt in der wir leben, mit dafür zu sorgen, dass Menschen in den Ländern zu ihrem Recht kommen, in denen es kaum flächendeckend funktionierende Gesundheitssystem gibt, die weiterhin unter Krieg, Terror, Naturkatastrophen oder den menschengemachten Auswirkungen der Klimaerwärmung leiden. 

Eine gerechte, von nationalen Eigennutzerwägungen freie, globale Verteilung der Covid-19-Impfstoffe gehört ebenso dazu wie erneute Anläufe zur Beendigung mörderischer Konflikte, wie sie z.B. in der Ukraine, in Libyen, Äthiopien, Somalia, Irak oder Afghanistan immer wieder aufflammen.

Und auch dies gehört dazu: die Bereitschaft, hier in unseren Dörfern und Ortschaft friedlich, verständnisvoll und fürsorgend miteinander umzugehen.

Dass uns das gelingt, das wünsche ich uns sehr.

Es grüßt Euch herzlich, Jens-Peter Bentzin